Doch dann, Ende Januar, als es am unpassendsten war, kam der Schnee dann doch noch. Dafuer kam er richtig dicke. Ueber Nacht fing es an. Dicke, schwere Flocken fielen die ganze Nacht unaufhoerlich auf die Heilige Stadt. Dattelpalmen und die gelben Steine der Altstadtmauer verschwanden unter einer dicken, nassen Schicht Schnee. Morgens wachte ich auf und schaute aus dem Fenster auf eine mir beinahe unbekannte Welt (beinahe, da es schon einmal so geschneit hatte vor einigen Jahren). Die Strasse war dick mit Schnee bedeckt, kein Auto fuhr, kein Mensch befand sich auf der sonst so lauten Strasse, und immer weiter fiel der Schnee.
Unwirklich kam mir die Stadt so vor, ueber der ploetzlich der Himmel eingefallen und viel zu nah wirkte. Dazu diese Stille, die nur vom Schnee kommen kann.
Es war Dienstag morgen, und noch genau zwei Tage bis zu unserem Workshop, der am Toten Meer stattfinden sollte. Das Tote Meer mit seiner Sonne und seinem Wuestenklima schienen auf einmal weit, weit weg zu sein. Unvorstellbar, dass man in einer halben Stunde Fahrt nach Jericho gelangen sollte, wo es keinen Winter gab.
Doch ich genoss den langsam fallenden Schnee, obwohl ich schon nach wenigen Minuten nasse Fuesse hatte. Wer in Jerusalem besass schon Winterschuhe?
Zur Arbeit gelangen konnte ich so allerdings nicht, trotz des anliegenden Workshops. Statt dessen schaltete ich die Heizung in meiner Wohnung hoch und den Computer an. Immerhin wartete ich auf die Visa der Jordanier, die dieses Wochenende ebenfalls an unserem Workshop teilnehmen sollten. Doch ein kurzes Telefonat nach Amman bestaetigte mir, was ich schon befuerchtete: Auch in Amman fiel Schnee, und zwar so viel, dass alle oeffentlichen Einrichtungen geschlossen hatten, auch die israelische Botschaft. Wir mussten also auf den naechsten Tag warten und auf „besseres“ Wetter hoffen. Die Permits fuer die Palaestinenser hatten wir bereits. Das heisst, wir hatten sie nicht in unseren Haenden, sondern sie lagen beim DCO Bet El bereit zum abholen. Natuerlich war auch das DCO geschlossen…